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Sehr geehrte AWEPA-Mitglieder,
Liebe Leser_innen unseres Newsletters!


Letzte Woche fand eine Delegationsreise einiger österreichischen Abgeordneten nach Moldau, einem Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA), statt. Ich bin total beeindruckt gewesen, wie nachhaltig die OEZA die Lebenssituation so vieler Menschen verändert. Nichts desto Trotz warten noch viele Herausforderungen in Moldau und eines der größten Probleme ist die Abwanderung junger Menschen. So lebt und arbeitet fast ein Drittel der Bevölkerung im Ausland. Die FAZ beschreibt Moldau zurecht als ein "schönes, leeres Land". 
 
Der österreichische Journalist und Regisseur Ed Moschitz hat sich diesem Thema angenommen und im Jahr 2011 den ergreifenden Dokumentarfilm "Mama Illegal" veröffentlicht. Der Film begleitet über 7 Jahre hinweg drei Moldauerinnen, die illegal in Österreich leben und als Haushälterinnen arbeiten. Die Frauen werden geplagt von den teilweise unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Haushalten, in welchen sie arbeiten müssen, während die Männer in Moldawien zurückbleiben und die Kinder ohne ihre Mutter aufwachsen. Unermüdlich arbeiten die Frauen für einen Hungerlohn und müssen dabei noch den Kredit abbezahlen, welchen sie aufgenommen haben, um mit einem Schlepper illegal nach Österreich zu kommen. Ed Moschitz beschreibt in diesem Film keine Einzelfälle. Ausbeutung, Sklaverei und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen gibt es auch in Österreich und diese Probleme sind sehr eng mit dem Thema Menschenhandel verbunden. Es besteht Handlungsbedarf auf zwei Seiten: Zum einen muss das korrupte und kriminelle System der Schlepperei bekämpft werden und zum anderen müssen die  Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort verbessert werden, um den Menschen in ihrer Heimat Perspektiven zu geben. ​


Mit besten Grüßen,

Abg.z.NR Dr. Franz-Joseph Huainigg
stellvtr. Vorsitzender der AWEPA Sektion Österreich
Inhalt Newsletter Nr.63/2016
Beiträge

Morgan & Olson "Absence of Decent Work"
 
Walk Free Foundation "Global Slavery Index"
 
Probst et. al "Labour exploitation & human trafficking"
 
Lambert et. al. "Ending Child Labour in the Cocoa Industry"
 
AWEPA International

Democracy Day: Why parliaments matter
 
Hinweise und Veranstaltungen

Konferenz: Menschenhandel und seine Opfer
 
Anlaufstellen LEFÖ-IBF und UNDOK
 
Modern Slavery
 
Die Manuskripte von Timbuktu
 
Beiträge

Morgan & Olson "Absence of Decent Work"
 
Das Ziel 8 der Sustainable Development Goals (SDGs) fokussiert auf menschenwürdige Beschäftigung, auch im Kontext der Armutsbekämpfung, denn oft ist es Armut und die Suche nach Arbeit, durch die Menschen in Zwangsarbeit und Sklaverei enden. Als eines der Unterziele wird explizit erwähnt, dass sofortige und effektive Maßnahmen nötig sind…“to eradicate forced labour, end modern slavery and human trafficking […]”.

Jamie Morgan & Wendy Olson: "The Absence of Decent Work: The Continued Development of Forced and Unfree Labour in India."

In dem Artikel argumentieren die Autor_innen, dass spezifische soziale Strukturen und Beziehungen die Vulnerabilität von bestimmten Gruppen erhöhen, in einem ausbeuterischen Arbeitsverhältnis bzw. in Zwangsarbeit zu enden. Konkrete Beispiele sind zahlreich (indische Textilindustrie, thailändische Fischindustrie, europäische Sexindustrie, usbekische Baumwollindustrie).
 
Walk Free Foundation "Global Slavery Index"
 
In der dritten Ausgabe des Global Slavery Index wird die Zahl der Menschen, die in Sklaverei oder sklavereiähnlichen Bedingungen arbeiten und leben müssen weltweit auf 45,8 Millionen geschätzt. Die Staaten mit den absolut höchsten Zahlen an versklavten Menschen sind Indien, China, Pakistan, Bangladesch, Usbekistan, Nordkorea und Russland. In Österreich sollen laut dem Bericht 1.500 Menschen betroffen sein.

Walk Free Foundation "Global Slavery Index 2016" (PDF) und Weltkarte.

Obwohl die Mehrheit aller Länder weltweit Gesetze hat, die den Menschenhandel verbieten, werden diese Gesetze teils nicht entsprechend umgesetzt. Österreich hat im Oktober 2006 die Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels ratifiziert (Inkrafttreten Februar 2008). Die Group of Experts on Action against Trafficking in Human Beings (GRETA) hat im vergangenen Jahr die Umsetzung der Konvention zum zweiten Mal evaluiert (Bericht 2015).
 
Internationale Unterstützung für Länder bzw. Regime, in denen Menschen Zwangsarbeit leisten müssen, sind oft undurchsichtig. Der Bericht des International Labour Rights Forum thematisiert die legalen und politischen Ungereimtheiten von Weltbankkrediten für die usbekische Baumwollindustrie.
 
Probst et. al "Labour exploitation & human trafficking"
 
Die Autor_innen untersuchen anhand von Länderbeispielen verschiedene Formen der Ausnutzung von Arbeitskräften bzw. Zwangsarbeit in Europa. Einige dieser "Arbeitsverhältnisse" sind eng mit internationalem Menschenhandel in Verbindung zu bringen, der sich auch in europäischen Ländern längst nicht nur auf die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen beschränkt.

Johanna Probst et.al. "Labour exploitation in the context of human trafficking. A baseline study for Switzerland"

Florence Levy "Demand in the Context of Trafficking in Human Beings in the Domestic Work Sector in France"

Hannah Lewis et.al. "Precarious Lives: Experiences of forced labour among refugees and asylum seekers in England"
 
Lambert et. al. "Ending Child Labour in the Cocoa Industry"
 
Ghana und die Elfenbeinküste produzieren über 70 % des weltweit gehandelten Kakaos, der vor allem für die Schokoladeindustrie ein notwendiger Rohstoff ist. Multinationale Konzerne erwirtschaften Milliardengewinne, den Bäuerinnen und Bauern aber bleibt oft nicht genug zum Überleben. Diese Armut befördert den Einsatz von "billigsten" Arbeitskräften - Kindern, die auch aus Nachbarländern kommen bzw. gehandelt werden.

Adeline Lambert et. al. "The Fairness Gap. Farmer Incomes and Root Cause Solutions to Ending Child Labor in the Cocoa Industry"

Weltweit arbeiten mehr als 200.000 Kindersklaven auf Kakaoplantagen. Eine TV-Dokumentation in Kooperation von NDR und DR zeigt die Netzwerke und die Schicksale von Kindersklaven auf westafrikanischen Kakaoplantagen: "Schmutzige Schokolade"
 
AWEPA International

Democracy Day: Why parliaments matter
 
Am 15. September wird jährlich der internationale Tag der Demokratie gefeiert. AWEPA International nahm dies zum Anlass, die Rolle von Parlamenten in der Demokratie bzw. in der Umsetzung der 2030 Agenda zu beleuchten.

Lesen Sie in diesem Zusammenhang ein Interview mit Hon. Louis Michel, dem ehemaligen EU-Kommissar für Entwicklung und Humanitäre Hilfe (2004-2009), AWEPA Mitglied und Vizepräsidenten der AKP-EU Joint Parliamentary Assembly.
 
Hinweise und Veranstaltungen

Konferenz: Menschenhandel und seine Opfer
 
Bei der Veranstaltung der österreichischen Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels in Zusammenarbeit mit der OSZE-Sonderbeauftragten und Koordinatorin zur Bekämpfung des Menschenhandels, dem Vienna Institute for International Dialogue und Cooperation (VIDC) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) geht es um neue Entwicklungen im internationalen Menschenhandel. 
 
Die Task Force wurde 2004 eingerichtet und zu ihren Hauptaufgaben gehört die Koordination und Intensivierung der österreichischen Maßnahmen gegen Menschenhandel. Mittlerweile wurde der vierte Nationale Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels (2015-2017) angenommen und der 3. Österreichische Bericht zur Bekämpfung des Menschenhandels (2012-2014) ist im Jahr 2015 erschienen. Die Ausstellung "Menschenhandel - Sklaverei des 21. Jahrhunderts" wird an österreichischen Schulen und Universitäten gezeigt.

Datum: Freitag, 21. Oktober 2016
Ort: Neuer Saal, Hofburg, Heldenplatz 1010
 
Nähere Informationen auf der Homepage des VIDC und im Programm.
Anlaufstellen LEFÖ-IBF und UNDOK
 
Unterstützung für Migrantinnen, die durch Gewalt, Drohung, Ausnützung ihrer starken Abhängigkeit oder durch Täuschung nach oder innerhalb von Österreich gehandelt werden bietet die LEFÖ-IBF - Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel. Das Projekt PRACE (Empowerment of Migrant Women at Risk of Exploitation, Trafficking & Enslavement) legt u.a. den Fokus auf die nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen, um die Situation Betroffener auch strukturell zu verbessern.

Unabhängig davon, ob Arbeitnehmer_innen mit oder ohne Papiere arbeiten, Arbeitsrechte gelten für alle. Doch besonders Arbeitnehmer_innen ohne bzw. mit unsicherem Aufenthalt oder eingeschränktem Zugang zum Arbeitsmarkt sind oft von extremer Ausbeutung betroffen. An dieser Stelle setzt die Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung UNDOKumentierter Arbeitender an und bietet Beratung und Unterstützung.
 
Modern Slavery
 
Modern Slavery - The Margins of Freedom

Author: Julia O'Connell Davidson, University of Bristol, 2015
 
Violence, injustice, and exploitation are all around us, but there is no such thing as ‘modern slavery’. Providing a unique critical perspective to debates on slavery, this book brings the literature on transatlantic slavery into dialogue with research on informal sector labour, child labour, migration, debt, prisoners, and sex work in the contemporary world in order to challenge popular and policy discourse on modern slavery. It calls for more serious political debate and analysis of the systems of domination (race, caste, class, gender, nationality). This book demands of the academy—and human rights campaigners—a marked shift in direction.


Das VIDC hat Im Rahmen der Konferenz "Menschenhandel und seine Opfer" am 21. Oktober 2016 (siehe oben stehenden Hinweis) Julia O'Connell Davidson als Keynote Sprecherin für den Workshop "Migration control, criminal justice and a human rights-based approach - how to serve all?" eingeladen.
 
Die Manuskripte von Timbuktu
 
2012 haben jihadistische Gruppen die Macht in Nordmali übernommen. Auch in Timbuktu herrschte Terror. Wer konnte, floh in benachbarte Länder oder in den Süden Malis, so wie der Bibliothekar Abdelkader Haidara. Dem Leiter der „Mamma Haidara“-Bibliothek und zahlreichen Helfer_innen gelang es, knapp 300.000 Manuskripte aus Timbuktu zu schmuggeln.

Die historischen Handschriften sind von unermesslichem Wert und gehören seit 1988 zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie beinhalten neben Koran-Auslegungen Texte über Staatsführung und Menschenrechte, über Astronomie, Medizin und Umwelt, Familienrecht, Wissenschaft und Kunst.

Datum: Montag, 17. Oktober 2016, 18:00 - 21:00 Uhr
Ort: Diplomatische Akademie Wien, Festsaal, Favoritenstraße 15a, 1040 Wien

Nähere Informationen auf der VIDC Homepage.