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AWEPA-Delegierter Wolfgang Pirklhuber für Weltbankmeeting in Burkina Faso

Regionale Entwicklung im Spannungsfeld von Klimawandel und Finanzkrise

Beitrag von Wolfgang Pirklhuber, AWEPA-Mitglied der Sektion Österreich, Die Grünen

Als Mitglied von AWEPA wurde ich vom parlamentarischen Nord-Süd-Dialog angefragt an einem parlamentarischen Monitoring-Besuch des Parlamentarier-Netzwerks der Weltbank in Burkina Faso teilzunehmen. Unsere Delegation bestand aus 15 Abgeordneten aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Schweden, Österreich, aus Indien, Iran, Laos, Nepal und Vietnam sowie aus den afrikanischen Staaten Elfenbeinküste, Senegal, Mali, Kamerun und aus Kanada. Begleitet wurden wir von den MitarbeiterInnen der Weltbank und des PNoWB (siehe http://www.pnowb.org/ ).

Folgende vier Hauptthemen standen bei den „Field Visits“ im Mittelpunkt:

1) Maßnahmen gegen die Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf Burkina Faso’s Wirtschaft und Entwicklung
2) Dezentralisierung und soziale Verantwortung
3) Bergbau / Rohstoff-Industrien und Verteilung der Gewinne
4) Einfluss von Reformen auf die Verbesserung des Investitionsklimas

Aktuell beläuft sich das Engagement der Weltbank in Burkina Faso auf 19 Projekte in vier regionalen Programmen und erreicht ein Investitionsvolumen von knapp 715 Millionen Dollar oder etwa 511 Mio €, erläuterte uns die Leiterin des Vor-Ort Büros der Weltbank Galina Y. Sotirova, eine gebürtige Bulgarin. Bis 2007 betrug das relativ stabile makroökonomische Wachstum jährlich etwa 6 %. Bis 2007 sank die Armutsrate deutlich, gleichzeitig stieg der Anteil der Bevölkerung mit Grundschulausbildung von 42 % im Jahr 1999 auf 72 % im Jahr 2007. Der Zugang zu Trinkwasser stieg von 54 % im Jahr 2004 auf 77 % im Jahr 2007.

Seit 2007 erleidet Burkina Faso eine Serie von Krisen:

Hohe Erdöl- und Lebensmittelpreise, Klimawandel, Krise im Baumwollsektor und Weltwirtschaftskrise bringen einen wirtschaftlichen Rückschlag. Zusätzlich ist das Land im September 2009 durch Überschwemmungen in der Hauptstadt Ougadougou, die Schäden in Millionenhöhe anrichteten (272 Mill. USD) und von den 120 000 Menschen direkt betroffen waren, in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die Gesamtausgaben der Weltbank in Burkina Faso verteilen sich auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche derzeit wie folgt:

Stadtentwicklung 2 %, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung 22 %, Bildungssystem 12 %, Energie und Bergbau 16 %, Umwelt 3 %, Finanz- und Privatsektor 5 %, Gesundheitssystem 10 %, Öffentlicher Sektor 3 %, Transport 27 %.

250 000 Haushalte oder etwa 3 Millionen Menschen hängen derzeit vom Baumwollanbau ab. 50 – 65 % aller Exporterlöse von Burkina Faso gehen auf den Baumwollexport zurück. Durch die Krise und die schlechten Preise ging die Produktion um 25 % zurück, womit das GDP um 1,8 % sank. 15 % geringere Preise, die den Erzeugern gezahlt werden, führen zu einer Erhöhung der Armut um 3 %. Die Baumwolle wird derzeit großteils nach China exportiert.

Bei unseren Besuchen in den Regionen sehen wir neben einer Viehfarm auch eine dörfliche Vorsorge- und Gesundheitsstation in Korsimoro und ein Projekt für die Lagerung von Zwiebeln in Kaya. Die Wasserversorgung der Hauptstadt Ougadougou wurde durch ein Wasseraufbereitungsprojekt in Ziga für längere Zeit sichergestellt und war das größte Investitionsprojekt in Burkina Faso. Neben VertreterInnen der Zivilgesellschaft und wirtschaftlichen Interessensorganisationen konnten wir auch eine Ausbildungsstätte im Bereich Wasser- und Umwelt-Engineering in Kamboissin kennen lernen.

Besonders freundschaftlich war die Aufnahme durch die Abgeordneten Burkina Fasos, sowohl von Oppositions- als auch Regierungsseite. In zahlreichen persönlichen Gesprächen konnten wir Erfahrungen austauschen und vertiefend die konkreten Projekte diskutieren. Am Rande war es mir auch möglich einen Kurzbesuch im Lycée Professionnel Dr. Bruno Buchwieser, einer Technikerschule, die mit österreichischen Entwicklungshilfegeldern aufgebaut worden ist, zu absolvieren.

Die Herausforderungen in Burkina Faso bestehen aus meiner Sicht in einer ausgewogenen Entwicklungsstrategie, die vor allem dem ländlichen Sektor mehr staatliche und internationale Unterstützung zukommen lässt. Die riskanten Investitionen in den Baumwollsektor sollten zurückgefahren und Prioritäten im Bereich der Ernährungssicherheit gesetzt werden. Investitionen in die dezentrale Lagerung landwirtschaftlicher Erntegüter und eine marktgerechte Weiterverarbeitung sind vordringlich. Eine fachliche Ausbildung in Richtung biologischer Land- und Gartenbau und eine standortgerechte zweisprachige Ausbildung (Französisch und lokale Sprachen) wären gerade auch für Frauen in den ländlichen Regionen eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen Bemühungen.

Den MitarbeiterInnen des parlamentarischen Nord-Süd-Dialogs möchte ich nochmals für die fachliche Betreuung und ihr interessenspolitisches Engagement herzlich danken!