Falls Ihr Mailprogramm den Newsletter nicht richtig anzeigt, klicken Sie bitte hier.
Lesung und Gespräch: Esther Mujawayo - ÜberLeben
Am 6. April 1994 wird das Flugzeug des ruandischen Präsidenten Habyarimana kurz vor der Landung in Kigali von einer Rakete getroffen und stürzt ab. Es war das Startsignal für den Völkermord. In rund hundert Tagen töteten radikale Hutu-Milizen, Mitglieder der Regierungsarmee und lokaler Zivilverteidungsnetzwerke in Ruanda zwischen 500.000 und einer Million Tutsi und oppositionelle Hutu. Viele Opfer wurden mit Macheten in Stücke gehackt, andere bei lebendigem Leib in Kirchen verbrannt, in denen sie Zuflucht gesucht hatten. Parallel führten die Armee und die Exiltruppen der Ruandischen Patriotischen Front (RPF) einen Krieg, wo auf beiden Seiten Menschenrechts-verletzungen begangen wurden. Der Völkermord wurde durch den Einmarsch der RPF des heutigen ruandischen Präsidenten Paul Kagame nach drei Monaten beendet. Nach Angaben von MenschenrechtsexpertInnen war der Genozid von langer Hand geplant. Ihm gingen Pogrome und systematische Diskriminierung voraus. Ziel der Gräueltaten sei die Vernichtung der Tutsi gewesen, die etwa elf Prozent der ruandischen Bevölkerung ausmachten. Bis heute sitzt das Trauma des Völkermordes tief und spaltet die ruandische Gesellschaft und Diaspora.

Der Genozid ist nicht nur ein ruandisches Thema. Insbesondere stellt sich die Frage nach der Mitverantwortung der internationalen Staatengemeinschaft. Ruanda war in den neunziger Jahren auch Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.

Die Autorin: Esther Mujawayo, geboren 1958 in Ruanda, überlebte 1994 in Kigali den Völkermord. Sie ist Soziologin und arbeitete als stellvertretende Landesrepräsentantin für Ruanda, Burundi und Ostkongo bei der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam. Esther Mujawayo gründete zusammen mit 50 anderen Witwen die Hilfsorganisation AVEGA für die überlebenden Frauen und Kinder des Genozids. Sie hielt zahlreiche Vorträge auf internationalen Konferenzen und arbeitete bei TV-Dokumentationen mit. In ihren Büchern verarbeitet sie ihre Biografie und bietet den LeserInnen dadurch einen Einblick in das Ruanda vor, während und nach dem Genozid. Sie lebt heute in Deutschland und arbeitet mit traumatisierte Kriegsflüchtlinge aus Afrika.
 

Begrüßung:
Franz Schmidjell |VIDC Wiener Institut

Lesung und Gespräch mit:
Esther Mujawayo | Autorin und Traumatherapeutin
Dorit Ehlers | Schauspielerin

Moderation:
Martina Kopf | Institut für Afrikawissenschaften

Zeit: Dienstag, 15. Mai 2012, 18:30 Uhr
Ort: Hauptbücherei Wien/Veranstaltungssaal, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien

Weitere Informationen:

>>> VIDC