Die Beeinträchtigung der reproduktiven Gesundheit gehört zu den Hauptursachen von Tod und Krankheit von Frauen im gebärfähigen Alter. Jährlich sterben etwa 287.000 Mädchen und Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Die überwältigende Mehrheit aller Todesfälle – 99% – treten in Entwicklungsländern auf. 80 Prozent der Todesfälle wären durch medizinische Fürsorge vermeidbar. Ein Vergleich veranschaulicht den Unterschied zwischen reichen und armen Ländern: Während in Österreich bei 100.000 Lebendgeburten 4 Frauen sterben, sind es im Tschad 1.100. Trotzdem dringenden Bedarf an Familienplanung hat die österreichische Regierung ihre Zahlung an UNFPA von 1.1 Millionen Euro auf 1000 Euro im Jahr 2012 reduziert!
Jugendliche besonders stark gefährdet
Derzeit sind 44% der Weltbevölkerung unter 25 Jahre alt. Unter den 300 Millionen junger Frauen zwischen 15 und 19 Jahren ist der ungedeckte Bedarf an Familienplanung am höchsten. Der Weltbevölkerungsbericht erfasst, dass sich rund 2.500 Jugendliche täglich mit HIV infizieren und etwa 34% der Frauen in Entwicklungsländern, die heute zwischen 20 und 24 Jahre alt sind, vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden.
Im Vergleich zu erwachsenen Frauen sind junge Frauen einem zwei bis fünffach höheren Risiko ausgesetzt, an Komplikationen während der Geburt zu sterben. Am höchsten ist das Müttersterblichkeitsrisiko bei Mädchen, die vor dem 15. Lebensjahr ein Kind bekommen. Bei schwangeren Mädchen unter 19 Jahren ist das Risiko der Müttersterblichkeit viermal höher als bei Frauen, die mindestens 20 Jahre alt sind. Während in Österreich 10 von 1.000 Frauen ihr Kind im Alter zwischen 15 und 19 Jahren zur Welt bringen, sind in Niger 199 von 1.000 Müttern noch im Teenagealter.
Silvia Fuhrmann, die Jugend- und Kultursprecherin der ÖVP fordert konkrete Maßnahmen, um besonders die Situation der Jugendlichen zu verbessern: „Es gilt, politische und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, um diese Missstände sichtbar zu machen, sie aus dem Weg zu räumen und Aufklärung zu leisten. Nur so wird der Weg für junge Frauen und Männer weltweit geebnet, ihr Recht auf Informationen und Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit auch aktiv nützen und ausüben zu können.“
Entscheidenden Faktoren sind Bildung, Wohlstand und Wohnort
Der Hauptunterschied zwischen AnwenderInnen und NichtanwenderInnen besteht darin, dass die einen aufgrund ihres höheren Einkommens und Bildungsgrades einen besseren Zugang zu Informationen und mehr Wahlmöglichkeiten haben.
„Auch in Österreich ist der Zugang zu Familienplanung und Einrichtungen der reproduktiven Gesundheit nicht für alle Frauen und Männer gleich.“ Erläutert Frau Dr. Linemayer-Wagner, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung, und weiter: „So bleibt der Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und Gesundheitseinrichtungen vor allem Frauen aus ländlichen Regionen, die einen niedrigeren ökonomischen und sozialen Status haben, verwehrt.“
Kosten der Familienplanung
Um allen Frauen, die verhüten möchten, die Möglichkeit dazu zu geben, würde dies 8,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr kosten – für Verhütungsmittel, Personal und Gesundheitssysteme. Das sind 4,1 Milliarden US-Dollar mehr, als heute investiert werden. Die zusätzlichen 4,1 Milliarden US-Dollar für Familienplanung würden 5,7 Milliarden US-Dollar für die Versorgung von Neugeborenen und Müttern einsparen.
„Familienplanung ist die wirksamste und kosteneffektivste Maßnahme zur Armutslinderung“, betont Petra Bayr, Bereichssprecherin für globale Entwicklung der SPÖ „sie steigert die körperliche und geistige Gesundheit von Mutter und Kind, gibt Müttern die Möglichkeit erwerbstätig und somit ökonomisch unabhängig zu sein und erhöht die Bildungschancen für die Kinder. Die zahlreichen sozialen und wirtschaftlichen positiven Effekte liegen auf der Hand.“
Rückfragehinweis: Johanna Marquardt Österreichische Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF), j.marquardt@oegf.at
Die Printversion des Reports kann kostenfrei unter buero@oegf.at bestellt werden und steht zum freien Download unter
http://unfpa.org/swp zur Verfügung.